Einatmen und Ausatmen
Die atmende Skulptur
2015 besuchte uns Jacob Frisch, Student an der Hochschule für Angewandte Kunst in Schneeberg aus dem Fach Holzgestaltung. Er war auf der Suche nach einem Partnerunternehmen für seine Bachelorarbeit.
In gemeinsamen Gesprächen entwickelten wir Ideen für eine Skulptur. Wäre es möglich als Kontrapunkt zu den linearen Prozessen der Herstellung, innerhalb der Produktion einen Ort zu schaffen, der die für die Arbeit erforderliche Achtsamkeit erleb- und fühlbar machen würde?
Während der Arbeit am Projekt haben wir begonnen, eine neue Produktionshalle zu bauen und siehe da: Je nach Ebbe und Flut wurde der Wasserstand in unserer Baugrube höher oder niedriger.
Glückstadt liegt ja direkt an der Elbe und wir sind nur ca. 60 km von der Deutschen Bucht entfernt. Für uns war es faszinierend zu spüren, wie die Erde durch ihre Kapillaren uns direkt mit der Bewegung des Wassers und dadurch mit dem kosmischen Rhythmus verbindet. Das wollten wir unbedingt in einen visuellen Ausdruck bringen.
Jacob Frisch hatte in der Zwischenzeit einen optisch und akustisch abgeschirmten, begehbaren Raum entwickelt, der auf unserem Teig-Ruheraum stehen sollte, erhaben über dem täglichen Betrieb. Umgeben von geschwungenen, beweglichen Holzlamellen, die tatsächlich „atmen“. Und wir schlugen vor, die Bewegung der Außenwand mittels des Tidenhubs zu realisieren.
So wollten wir den Faktor Zeit, der für unsere Qualität maßgeblich ist, auf zwei Arten sichtbar machen: Zum einen durch die Ruhezeit der reifenden Teige unter der Raumskulptur, zum anderen durch die Bewegung von Ebbe und Flut von der nahen Nordsee in der Außenhaut.
Aber wie so oft beim Bauen: es kommt anders als geplant. So hat sich durch verschiedene Veränderungen in der Baukonstruktion die Raumhöhe über dem Teigruheraum verändert und die atmende Skulptur braucht einen neuen Platz. Wir sind schon gespannt, wie wir das gemeinsam lösen können.