Von der richtigen Ansprache

Du sehr verehrter Kunde

Lieber Kund*In, sehr verehrter Mitmensch, hallo Du,

Wie geht es Ihnen, wenn Sie von wildfremden Leuten geduzt werden?

Empfinden Sie das als plumpe Anbiederung, Distanz- oder sogar Respektlosigkeit? Kommt es Ihnen zu nahe?

Und wie geht es Dir, wenn man dich siezt? Fühlst Du Dich abgeschreckt, unwohl, alt, im falschen Umfeld?

Wie wollen wir als Unternehmen mit den Menschen sprechen, den Kunden, Lieferantinnen, allen Teilnehmern der Wertschöpfungskette?

Darüber gab es bei uns viel Diskussionen. Innerhalb unseres Unternehmens gibt es alle Formen von Ansprache, da wird quer über alle Hierarchien geduzt und gesiezt. Die ganze jüngere Generation spricht per Du, aber auch Inhaber und Geschäftsführerin lassen sich teilweise duzen. Andererseits gibt es auch Mitarbeiter, die das Sie schätzen. Jeder hat die freie Wahl, denn nichts erscheint uns schlimmer als ein erzwungenes Du.

Warum wir uns für das Du auf unsere Homepage und in unserer Kundenkommunikation entschieden haben, ist einfach: Jeden Tag verwenden wir unsere ganze Energie darauf, gutes Essen für Euch herzustellen und damit kommt ihr uns wirklich nahe. Denn auch wenn wir viele Tausend Croissant an einem Tag drehen, denken wir bei jedem Stück daran, dass es ein bestimmter Mensch essen wird. So seid ihr in unserer täglichen Arbeit sehr präsent.

Wir sagen ja nie: „Wir machen gutes Essen“, sondern immer „Wir machen gutes Essen für andere Menschen“. Das seid ihr!

Und ihr seid nicht nur die Käufer unserer Produkte, die uns und unsere Mitarbeiter bezahlen und unser Unternehmen damit ermöglichen, sondern unsere Mit-Menschen, die sich im besten Fall gemeinsam mit uns für bestimmte Werte und Ziele einsetzen.

„Du Mit-Mensch“ ist ganz und gar nicht respekt- oder distanzlos gemeint – ganz im Gegenteil. Eher brüderlich, schwesterlich, geschwisterlich...

Mit den Variationen der gendergerechten Ansprache sind wir uns noch nicht einig. Sicherlich wäre es interessant, auch einmal einen Artikel nur in der weiblichen Form zu schreiben. Und vielleicht probieren wir das auch mal aus, nur um unser eigenes Empfinden und das unserer Leser zu entwickeln oder zu sensibilisieren. Wie sich Sprache auch noch mit ganz anderen Formen von vielleicht unbestimmten Geschlechtern entwickeln wird, bleibt spannend.

Aber ganz ehrlich: Wir wollen auch wir selbst bleiben und uns nicht zu sehr verbiegen. Einen Text zu schreiben gelingt mir am ehesten in der Sprache, in der ich mich auch zuhause fühle. Das bedeutet auch wenn wir die traditionellen Sprachformen verwenden, wollen wir damit immer alle Geschlechter ansprechen mit dem größten Respekt für Euch als Menschen!

Veröffentlicht 
am 20. Juni 2018 
von Brigitta Sui Dschen Mattke

Schlagwörter

Haltung | Brüderlichkeit | Vertrauen | Souverän