My vegan life Natascha Solis

Vegan Rubrik

Pssst...nicht verraten,

das ist vegan!

Es war eine Premiere, im Neuen Schloss mitten im schmucken Meersburg direkt am Bodensee. Dort haben Freunde von mir - selbst keine Veganer - im großen Stil geheiratet; mit einer herzlichen Zeremonie in der prunkvollen Kapelle, mit romantischen Musikdarbietungen des Bräutigams, mit Sektempfang im großzügigen Schlossgarten, mit einem köstlichen Drei-Gänge-Menü, mit einem Gesangs-Flashmob als Überraschung für das Brautpaar und… jetzt kommt’s… mit einer veganen Hochzeitstorte!

Ich habe schon auf vielen Hochzeiten getanzt, wobei mal mehr und mal weniger dafür gesorgt war, dass auch vegan lebende Menschen mit Gaumenfreuden beglückt wurden. Aber das in dem großen Moment, da die Hochzeitstorte mit gefühlt tausend Wunderkerzen in den Saal geschoben wird, mir die Braut ins Ohr flüstert: „Du kannst dich mitfreuen. Die ist vegan!“, das hatte ich bis dato noch nicht erlebt. 

Und wie ich mich gefreut habe! So sehr, dass ich meine Glücksgefühle sofort mit meiner Tochter teilen wollte und ihr freudestrahlend die gute Neuigkeit zurief. „Pssst! Das soll doch nicht jeder wissen“, bat mich die Braut um Contenance. Bräute sind ganz klar die Bestimmer, also riss ich mich am Riemen. Man kann sich schließlich auch heimlich im Stillen freuen. Aber es gab mir doch zu denken. Die Angst, es würde nicht-veganen Gästen weniger gut schmecken, wenn sie wüssten, dass weder Ei noch Milcherzeugnisse auf der Zutatenliste dieser wunderschönen und dazu noch super-leckeren Torte standen, war wohl nicht ganz unberechtigt. In der Tat essen nicht nur die Augen mit, sondern auch gewisse Glaubenssätze. Da kann der eigentliche Geschmack machen was er will. Das kennt man ja schon vom Spinat, den die Kinder ohne zu Probieren an die Wand klatschen, der dann aber in Tortellini versteckt zufrieden verputzt wird. Oder die Würstchen, die eigentlich so schmecken, wie immer. Nur wenn dann die Nachrichten darüber aufklären, dass es sich dabei statt um Rind um Pferdefleisch gehandelt hätte, hat mancher plötzlich einen ekligen Nachgeschmack im Mund. Geschmacksnerven lassen sich durchaus überreden, wenn der dazugehörige Mensch es will.  Nach einer dreiwöchigen Zuckerentwöhnung schmecken Erdbeeren so süß wie zuvor vielleicht ein Stückchen Tiramisu. Früher fand ich Kaffee ohne Zucker viel zu bitter, heute schmeckt mir die Variante mit dem Zuckerzusatz nicht mehr. Es liegt ganz klar nicht nur an den Zutaten, ob’s schmeckt. Es sind unsere Entscheidungen, die Gedanken und Emotionen, die wir hegen, die unsere Realität zu dem machen, was sie ist. Genau deswegen kann auch niemand sonst so gut kochen wie Mama! 

Aber ist es nicht interessant, wie wir uns selbst auf den Leim gehen können? Unsere Gewohnheiten haben uns manchmal so fest im Griff und trotzdem ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich was ändert. Der Volksmund sagt: „Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht.“ Dennoch wissen wir ja aus Erfahrung, dass oftmals etwas, das heute exotisch wirkt, morgen Trend und übermorgen ganz normal ist, und dass Vorreiter generell zunächst als skurril abgestempelt und gern ins Lächerliche gezogen werden. So gab vor 40 Jahren – zu Hans-Paul Mattkes Anfängen als Bio-Bäcker – ein Bio-Sonnenblumenbrot Anlass dazu, als Vogelfutterfresser beschimpft zu werden. Solch Engstirnigkeit kann man heutzutage nur noch belächeln. Und so behält mein Tischnachbar auf dieser besonderen Hochzeit wohlmöglich Recht mit seiner Behauptung, in zehn bis zwanzig Jahren gäbe es wahrscheinlich mehr Veganer und Vegetarier als Fleischesser. Ich schaue ihn mit großen Augen an, denn auf seinem Teller liegt ein Rinderfilet, das er durchaus zu genießen scheint. „Wenn man erstmal was verstanden hat, braucht es nicht mehr lang, bis man das neue Wissen auch umsetzt“, schmunzelt er mich an und erkundigt sich, wie wohl mein Süßkartoffelstampf im Sesammantel schmeckt. Wer weiß, vielleicht war das ja sein letztes Fleischgericht? Auf jeden Fall tut man gut daran, flexibel und offen für Neues zu bleiben, denn Veränderung gehört ganz einfach zum Leben. Und manchmal schleicht sie sich ein, ganz klammheimlich als ein süßes Geheimnis…

Veröffentlicht 
am 9. November 2018 
von Natascha Solis

Schlagwörter

Vegan | Haltung | Genuss

My vegan life

Moin!

Ich bin Natascha und lebe seit gut neun Jahren vegan. Bereits als Kind habe ich es geliebt zu singen und Geschichten zu schreiben und war außerdem der festen Überzeugung, dass Tiere vielmehr zum Liebhaben als zum Essen da sind. Unser Kater war mein offensichtlichstes Argument, den haben wir ja auch nicht aufs Menü gesetzt. Warum ein Lebewesen mehr oder weniger wert sein soll als ein anderes, das Leben einer Katze oder eines Hundes einen höheren Stellenwert haben soll als das Leben einer Kuh zum Beispiel, ist mir bis heute schleierhaft. 

Meine Eltern ließen mir die Entscheidungsfreiheit. Gesegnet mit einer hervorragenden Köchin zur Mutter, kam ich als Vegetarierin sehr gut durch die Jahre. Später, auf eigenen Füßen stehend, wurde mir allerdings klar, dass es damit nicht getan war. Noch immer gab es Produkte auf meinem Einkaufszettel, die mir bei genauerer Überlegung Unbehagen bereiteten. Das Kind in mir ließ sich nicht veräppeln und gab keine Ruh, bis ich mich nach und nach von allen tierischen Zutaten verabschiedet hatte. Und wie dankbar ich heute dafür bin! Es gibt so viele schöne Alternativen, was das Essen anbelangt. Unsere Erde hingegen gibt es nur einmal! Vegan zu leben ist meiner Meinung nach der einfachste Weg, jeden Tag positiven Einfluss zu nehmen und meinen Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten. Ich habe die Wahl, mit meinem Konsumverhalten sowohl die Heilungsprozesse der Natur zu unterstützen als auch meine eigene Gesundheit… und ganz nebenbei nervt dieses kleine Kind nicht mehr rum! ;-)

Listen to your inner child.

Veröffentlicht 
am 2. Mai 2018 
von Natascha Solis

Schlagwörter

Vegan | Haltung | Zukunft | Verantwortung